Eine Malerei zwischen Absenz und Präsenz (Vito Apuleo) Stampa E-mail
Reise, Strand, Interieurs, Erinnerungen. Das sind die Konstanten einer Vision, die einzelnen Themen, welche Enzo Amendolas Sprache entlang einer Entwicklung versenken, die in ihrem unmittelbaren Ausdruck, streng didaktisch genommen, eine erzählende ist.  Die Einmaligkeit, welche die einzelnen Phasen einer derartigen Entwicklung des Ausdrucks charakterisieren, evoziert jedoch auch andere Überlegungen, führt zu Reflektionen, die sich mit den Beweggründen der Psychologie des Unterbewusstseins auseinandersetzen, welche hier Klarheit schaffen. Die Erzählung ist der Auftrag.  Es geht daher darum, die Begriffe dieser Spezifität festzulegen, zu klären, was alles aus der Wirklichkeit in die darstellende Objektivität einfließt und was das erzählende Ich der wahrnehmbaren Materie aufträgt. Nur so erklärt sich die Komplexität der einzelnen Situationen, welche starr, unbeweglich, mit Körpern erscheinen, die den Raum des Bildes und des Schauspiels übervölkern. Die meisten dieser Menschen sind jung und verkörpern daher eine Art von Modernität, eine gewisse Neigung dem „Look“ unserer Tage, den Farben und der heutigen Lebensart zu folgen. Doch unmittelbar später bemerkt der Betrachter die Einsamkeit, die diese  einzelnen Protagonisten umgibt. Man empfindet, wie starr ihre Blicke gerichtet sind. Man ertastet förmlich in der Luft, wie eine besondere metaphysische Abstraktion das Geräusch der Stille umhüllt. Über allem dominiert das Nicht-Sprechen, das sich – nicht - ansehen, ein Zusammensein, bei dem jeder nur eigenen Gedanken nachgeht. Mitten in diese Wahrnehmung des Gelebten stellt sich der Künstler mit seinen Sorgen, Erinnerungen und seiner Melancholie. Diese ist jedoch keineswegs zur Annullierung oder zum Verzicht auf zwischenmenschliche Beziehung bereit. Diese Melancholie ist vielmehr eine, die, ja ganz eindeutig, den Versuch anstrebt, mit Begriffen des Bewusstseins diesen Zustand umzustürzen, indem sie die äußeren Einflüsse exorziert, die diese Schwermut vielleicht belasten. Eingebettet in einen solchen psychologischen und intellektuellen Kreis gewinnt die Außenwelt eine ganz andere Dimension, erscheint auf der Leinwand mit einer vorrangig evokativen (und weniger gefühlsbetonten) Bedeutung, die, in den flachen Bereichen des Bildes, vom Licht der Farbe gefiltert, verschiedene Räume definiert und begrenzt. Eine Farbe, die weder kratzt noch verzerrt, sich vielmehr mit Zuneigung an die Körper schmiegt und dadurch den Ocker-, Rot-, intensiven Blau- und die Weiß-Tönen  Transparenz verleiht. Farben, die in dieser Art zurückgehalten, die atmosphärischen Luftpartikel absorbieren. Als beobachte Amendola die Geschehnisse aus einer schrägen Position, aus der Ecke einer imaginären Kulisse. Auf diese Weise öffnet sich die Begrenzung des realen Raums wie ein weites Fenster auf das Erlebte: die hohe Gerade des Horizonts, der die Szene diagonal teilende Strand, die Gesamtheit der Ereignisse werden betrachtet wie durch die Linse eines metaphysischen Fernrohrs. Denn, auch wenn ein Echo der „plastischen Werte“ in der Luft liegt, so ist dies dennoch der wesentliche Aspekt in Amendolas Malerei: das Spiel der Absenz-Präsenz von Handlung, welche die einzelnen Gesten, durch die allein sich Handlung als solche manifestiert, in eine zeitliche Suspension versenkt. Die Absenz-Präsenz kennzeichnet auch die Schwenks von Außenräumen zu Interieurs, die Steifheit eines gewissen Abbildes, das sich in einem Spiegel zeigt oder mit der klassischen Strenge eines Museums kommuniziert. Eine innere Dimension schließlich, die der Künstler ganz klar veranschaulicht.

(Quadri e Sculture, n.19,1996)                    Vito Apuleo